Kerze für  Bud Spencer

Diese Gedenk-Kerze ist für


Bud Spencer

Gegangen am: 27.06.2016

Diese Kerze wurde von Kai-Uwe Beißwenger am 28.06.2016 angezündet.

Für viele war Bud Spencer ein Held der Kindheit. Nun ist der Mann dahinter, Carlo Pedersoli, mit 86 Jahren gestorben. Das letzte Wort, das er uns geschenkt hat, richtete er an seinen Sohn Giuseppe. Herrje, soll man jetzt mit dem Schimanski-Wort Scheiße anfangen? Die Klagen über die Mortalitätsrate der internationalen Kulturszenerie sind ja längst zum Klischee geworden, jeden gottverdammten Tag neue Namen. Nun hat sich auch Carlo Pedersoli aus der Welt verabschiedet, der sich ab der Mitte des Lebens Bud Spencer nannte, nach einer Flasche seines Lieblingsbieres Budweiser und nach Spencer Tracy, dem amerikanischen Schauspieler, der stets so weise und gütig und cool wirkte. Mit 86 Jahren ist er gestorben, da kann man nicht meckern, nach diesem Leben sowieso nicht. Das letzte Wort, das uns Bud Spencer geschenkt hat, richtete er an seinen Sohn Giuseppe. Es soll Danke gewesen sein, grazie. Und in dieser heiteren Größe liegt ein Versprechen und ein kluges Vermächtnis. Der Mann, der so viel Spaß verbreitet und in seinen Filmen so viel frohen Lebenssinn bewiesen hat, bleibt sich treu bis zum Schluss: nimms leicht und lächle. Es wird schon. Bilderserie: Bud Spencer - Vom Schwimmer zum Kino-Haudegen All die Erinnerung an die Toten rührt eine Generation, die sich ihrer selbst in Sentimentalität versichert und rühmt. Der späte Nachruhm Bud Spencers mit der ungeheueren Beleibtheit gerade in Deutschland, vervielfältigt durch immer neue Auftritte und Ovationen, ist ein Zeichen davon. Buddy oder Banana Joe Bud Spencer war für die überwältigende Mehrheit der Fans und Verehrer ein Kindheitsheld, eine Identfikationsfigur in den Jahren der Herzensprägung und des überquellenden Gefühlshaushalts. Es ging los mit den Kindern der frühen 60er-Jahre, die – wie der Autor – Bud Spencers Faust noch gewaltig und überlebensgroß im Kino gesehen haben, auf harten Holzstühlen in der Nachmittagsvorstellung, und danach überzeugt waren, später einmal so fest zuhauen zu können, wenn man nur genug Bohnen mit dem Holzlöffel oder Pasta aus dem Topf essen würde. Naturgemäß hat das nicht geklappt, ähnlich wie mit den Doppel-Ohrfeigen Terence Hills. Es war Slapstick, reines Kino, die Organisation der Bilder in der Zeit, aber das wussten die staunenden Kinder damals nicht. Terence Hill und Bud Spencer in Vier Fäuste für ein Halleluja. Terence Hill und Bud Spencer in Vier Fäuste für ein Halleluja. (Foto: picture-alliance/ dpa/dpa) Spätere Zöglinge haben die Filme dann im Fernsehen gesehen und genauso geliebt, in unzähligen Wiederholungen. Die Szenen vermengten sich irgendwann, so dass niemand mehr so richtig weiß, aus welchem Film welche Prügelei stammt, irgendwas mit Nilpferd oder Krokodil oder Mücke, oder Buddy oder Banana Joe, eigentlich egal, hauptsache Dampfhammer auf die Glocke. Und dieser Bud-Spencer-Schlag auf den Kopf kam immer. Die bösen Kerle mühten sich, flogen durch die Räume, bis sie vor Bud Spencers Faust kamen, sie hob sich und sauste von oben auf den jeweiligen Wirsing oder Nüschel, boing und fertig. Im Kino auf den harten Holzstühlen wurde dann gelacht, gejubelt, gestrahlt, und später vor dem Fernseher wieder. Muhammad Ali in dick Die normative Kraft des Faktischen steckte in diesem Hieb, lernte man später, auch die alles verschlingende Kraft des Spätkapitalismus oder was sonst in die Spaghettiwestern hineininterpretiert wurde, die die Vorläufer des Bud Spencerschen Oeuvres waren und nun als Komödien neue Popularität gewann. Jedenfalls bewies der Held Mut und Güte und soziales Gewissen, er war Don Camillo ohne Kutte und Muhammad Ali in dick, er war harmlos und durchsetzungsfähig zugleich, also rundum bewundernswert. Friedensbewusst war sein Verzicht auf Schießgewehr und Revolver geradezu idealtypisch. Die Kinder lachten über seine archaischen Rituale, auch wenn sie die parodierten Originale gar nicht kannten. Und die Kinder träumten sich in die Zeiten, als Konflikte noch mit Fäusten zu regeln waren; meistens war das nämlich schon auf dem Schulhof nicht mehr der Fall. Gemeinsam noch besser: Bud Spencer mit Terence Hill in Das Krokodil und sein Nilpferd. Gemeinsam noch besser: Bud Spencer mit Terence Hill in Das Krokodil und sein Nilpferd. (Foto: picture-alliance/KPA) Bud Spencers Figuren waren extrem aus der Zeit gefallen, immer, und genau deshalb funktionierte sie so gut. Hinzu kam das Loblied auf die Freundschaft und die Kumpelhaftigkeit. 17 Filme machte Bud Spencer mit dem zehn Jahre jüngeren Terence Hill, der als Mario Girotti geboren wurde. Die deutschen Titel setzen auf Serienhaftigkeit: Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle, Zwei wie Pech und Schwefel, Zwei sind nicht zu bremsen. Oder doppelt so stark: Vier Fäuste für ein Halleluja, Vier Fäuste gegen Rio, Vier für ein Ave Maria. Himmelhunde, Halleluja, Ave Maria: Es war damals offensichtlich noch recht gut um die religiöse Grundbildung der Jugend bestellt, wenn diese Schlüsselreize funktionierten. Immer rein ins Kino, das Taschengeld war super angelegt. Erfinder der Einweg-Zahnbürste mit integrierter Zahncreme Das deutsche Publikum hat Bud Spencer immer als Dampfhammer geliebt und erst spät begriffen, dass in dem Schwergewicht ein anderer Körper steckte, der eines choreografiebewussten Sportlers. Carlo Pedersoli aus Neapel feiert zuerst Erfolge als Schwimmer, mit 22 Jahren schwamm er die 100 Meter unter einer Minute (wie der spätere Schauspieler Johnny Weissmüller), zweimal, 1952 und 1956, war er bei Olympia dabei. Er hatte Jura studiert, aber in Südamerika, wo er lange lebte, nie damit gearbeitet. Als er Ende der 50er-Jahre nach Italien zurückkehrte, begann er als Schlager-Komponist und Musiker. Außerdem besitzt er Patente, er erfand etwa die Einweg-Zahnbürste mit integrierter Zahncreme und einen Spazierstock mit eingebautem Stuhl und Tisch. 1967 kam, nach einer Reihe von Mini-Auftritten, die Rolle im ernsthaften und der Zeit entsprechenden brutalen Western Gott vergibt … Django nie! Um den Namen Pedersoli nicht zu beschädigen, wählte er ein Pseudonym; auch das war üblich. Mario Girotti sprang ein, weil der ursprüngliche Darsteller sich einen Fuß gebrochen hatte. Das Publikum mochte die ungleichen Zwei, die Erfolgsformel musste sich aber wie bei Laurel & Hardy und Dean Martin & Jerry Lewis erst noch entwickeln. Ab 1970 liefen die Komödien wie am Schnürchen, eine ganz eigene commedia dellarte mit Prügel und Happy End war geboren. Die alten Filme wurde gekürzt und neu (und möglichst schnodderig) synchronisiert und liefen dann auch. Aus Hügel der blutigen Stiefel wurde, um 13 Minuten Gewalt gekürzt, Zwei haun auf den Putz. Kein Wunder, dass seriöse Filmkritiker immer verächtlich auf die zwei Komödianten blickten. Wir sind, sobald wir geboren werden, auf einer Reise zum Tod Bis die Kino- und Fernsehkinder groß wurden und zeitgleich mit dem enormen gesellschaftlichen und sozialen Wandel der letzten Jahrzehnte die Verklärung einsetzte. Bud Spencer ist eben auch der väterliche Held der schlichten Lösungen, eine vormoderne Identifikationsfigur aller Jungen, die ihre Ideale unerwartet oft anpassen müssen und denen die Zeit durch die Finger zu rinnen scheint. Bud Spencers Autobiografie wurde 2011 zum Bestseller, er legte gleich nach, es gab umjubelte Auftritte. Auch wenn der alte Herr im Stuhl saß, konnte er die Faust recken. In Schwäbisch Gmünd wurde ein Freibad nach Bud Spencer benannt, dort gewann er in den 50er-Jahren einen Schwimmwettkampf. Der Rummel war größer als wenn jemand in die Walhalla und in die Fußball-Nationalmannschaft aufgenommen worden wäre. Carlo Pedersoli hat das alles lächelnd entgegengenommen. Weise waren seine Antworten, simpel sein Rat. Die Komödie des Lebens müsse man annehmen und feiern, das Leben sei eine Farce, ein Groteske. Wir sind, sobald wir geboren werden, auf einer Reise zum Tod, hat er im vergangenen Jahr noch gesagt und über seine Gelassenheit und den Glauben gesprochen. Dem Tod wolle er mit Anstand begegnen. An diesem Montag war es soweit. Grazie, signore. 28.06.2016 | 06:48 Uhr, zuletzt aktualisiert um 09:12 Uhr Holger Kreitling, Die Welt, N24 i + merken EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION Enttäuschte Syrer lassen sich nach Hause schmuggeln Ich will Europa nicht mehr Enttäuschte Syrer lassen sich nach Hause schmuggeln In einem Land machen Sie sich strafbar! Trinkgeld-Regeln weltweit In einem Land machen Sie sich strafbar! Was britische KZs von deutschen unterschied Konzentrationslager Was britische KZs von deutschen unterschied SPONSORED Content empfohlen von Artikel kommentieren Bitte loggen Sie sich ein, um Kommentare zu schreiben. Login Ihr Kommentar Leserkommentare (5) 5 08:24 Uhr von Willbur2 melden Nicht nur seine Talente als Sportler, Schauspieler, Musiker, Jurist etc. haben ihn unvergesslich gemacht, sondern vor allem seine Menschlichkeit. Selbst zur meiner Jugendzeit hatte ich mir nichts Sehnlicheres gewünscht gehabt, eine Kindheit als ein H7-25 an deiner Seite sein zu dürfen… 12 07:44 Uhr von DomeL melden Du wirst immer ein teil von uns sein, egal wo du jetzt auch jemanden die Schälle gibst. In Liebe Deine Fans und deine Filmliebhaber. Weitere Kommentare anzeigen (3)


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